Die Postinkunabel
Der Terminus der Postinkunabel ist wissenschaftlich nicht klar definiert. Im Allgemeinen wird diese Bezeichnung für die frühen Drucke des 16. Jahrhunderts verwendet, welche sich an die klassische Inkunabelzeit (bis zum 31.12.1501) anschließen. Die zeitliche Abgrenzung variiert anhand von unterschiedlichen Auslegungen. Zumeist wird das abgrenzende Ausgabejahr auf 1520 datiert, es gibt aber auch Abgrenzungen auf das Jahr 1540 (Königliche Bibliothek der Niederlande welche rund 3.500 Werke umfasst) bis hin zum Ausgabejahr 1550.
Eine Umbruchszeit im frühen Buchdruck
In den Anfangsjahren des 16. Jahrhunderts sind die meisten Ausgaben im Detail meist noch weitestgehend identisch mit den Drucken der klassischen Inkunabelzeit bzw. weisen nur geringe Neuerungen auf. Entsprechend ist die genauen Abgrenzungen der Inkunabel zur Postinkunabel und deren Unterscheidung zu nachfolgenden Buchdrucken in Fachkreisen vielfach umstritten. Einige Postinkunabeln entsprechen noch den ursprünglichen Traditionen der Wiegendrucke während andere Werke sich bereits deutlich abgrenzen.
Das Titelblatt der Bücher setzte sich im 16. Jh. zunehmend durch und das Kolophon bzw. Impressum gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird mehrheitlich in die jüngeren Druckwerke eingebunden. Die Platzhalter für Rubrizierungen werden vielfach durch entsprechende Holz- und Kupferstiche ersetzt und auch andere dekorative Elemente der klassischen Buchmalerei und Illunmination verschwinden zunehmend aus den Drucken.
In Deutschland hat die Universitätsbibliothek Gießen die lagernden Postinkunabeln (bis ca. 1540) in der eigenen Inkunabelsammlung integriert und führt hierzu aber auch einen speziellen Katalog.
Das Layout der Postinkunabeln
Im Druckbild unterscheiden sich die meisten Postinkunabeln noch nicht von den Drucken des 15. Jh. und weisen die gleichen Techniken auf. Maßgebliche Neuerungen treten erst im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts auf. Blocksatz, Abbreviaturen und Ligaturen sind auch bei vielen Postikunabeln noch typische Stilmittel der grafischen Gestaltung. Die Platzhalter für Rubrizierungen weichen zunehmend kleinen Holzdrucken und die Illumination im Allgemeinen verliert an Bedeutung
Entwicklungen beim Titelblatt
Zu Beginn des 16. Jh. setzt sich die Entwicklung des Titelblatts, welches anfänglich als Schutzblatt und zur Auszeichnung der Drucke beim Verkauf diente, fort und dessen grafische Gestaltung mit ganzseitigen Holzstichen kommt zunehmend in Mode. Das gedruckte Buch wird somit immer mehr zum eigenständigen Medium und löst sich zunehmend von Stil der klassischen Inkunabel, bei dem der Titel erst spät aufkam und meist sehr spartanisch gestaltet war.



Die oben stehende Bildergalerie dokumentiert die Evolution vom ursprünglichen Schmutzblatt mit Titel zum vollwertigen und ausgeschmückten Titelblatt. Das erste Bild zeigt die typische Titelangabe bei einem Abrosius von 1492 (Basel, Amerbach) gefolgt von einem Druck von 1503 (Köln, Retro Minores) bis hin zu einem voll entwickelten Titelblatt eines Druckes von 1515 (Hagenau, Gran).
Ihre Bewertung
Bewertungen und Kommentare
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Peter Seidensticker
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20.09.2023 13:00:39 Uhr
Sehr Informativ
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Wolfgang H.
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24.11.2017 22:01:34 Uhr
Guter Artikel aber da gibt es noch viele unerwähnte Randnoten aus der Umbruchszeit. Als Aldinensammler fehlen mir hier weiterführende Informationen.
Freue mich über einen Austausch unter x@x.de (Edit der Redaktion: Mailadresse zum Schutz entfernt - herzlichen Dank für die super Informationen!)
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Arno
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25.10.2017 19:11:56 Uhr
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Martin W. aus Hamburg
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13.10.2017 17:44:47 Uhr
Mehr Informationen zur Typografie würden mich freuen.
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Buchwurm
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02.10.2017 20:00:14 Uhr
31. Dezember 1500 = Inkunabel und 01. Januar 1501 = Postinkunabel. Die harte Grenze macht meiner Meinung nach nicht in allen Fällen Sinn.